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MCS-gerechtes Mietwohnhaus in Zürich

MCS-kranke Menschen reagieren mit extremer Unverträglichkeit auf Schad- und Duftstoffe, Chemikalien und Strahlung. Eine Wohnbaugenossenschaft mit MCS Betroffenen hat in Zürich ein Pilotprojekt mit 15 Wohnungen verwirklicht.

mcs mietshaus, zürich

MCS-Betroffene leiden unter „Multipler Chemikalien Sensitivität“, das heisst, sie können bereits auf kleinste Mengen von Umweltgiften oder andere äussere Einflüsse wie Elektrosmog oder Magnetfeldveränderungen mit gesundheitlichen Störungen reagieren. Das ausgeführte Mietwohnhaus ist als Pilotprojekt einmalig in Europa. Dank der Begleitung von verschiedenen Ämtern der Stadt Zürich und des Bundes wurden Erkenntnisse für den „normalen“ Wohnungsbau in Bezug auf Bauökologie (Raumluftqualität) und Baubiologie erarbeitet.

Das in Schnitt und Grundriss optimierte, sehr kompakte Volumen ist Basis für die maximale Ausnützung des Grundstücks und einen tiefen Energiebedarf. Zusammen mit den konzentrierten und durchlaufenden Steigzonen konnten so die Erstellungskosten tief gehalten werden, was Voraussetzung für die Unterstützung der Wohnungen im Rahmen der Wohnbauförderung war.

Der Grundriss der Wohnungen folgt den Bedürfnissen der Betroffenen: Über eine separat entlüftete Schleuse mit Garderobe und Waschmaschine gelangt man in eine Diele, welche alle weiteren Räume der Wohnung direkt erschliesst. Die hochinstallierten Räume werden direkt angrenzend um den Treppenkern angelegt. Dadurch liegen die hauptsächlichen Räume des Aufenthalts und der Erholung an der Fassade, fern von möglichen störenden Einflüssen technischer Installationen.

Ein weiteres Kernthema sind die verwendeten Materialien. Die grösstenteils mineralische Bauweise gilt als emissionsfrei und somit für Umweltkranke optimal verträglich. Sämtliche statischen und bautechnischen Aspekte der Bauteile wurden entsprechend berücksichtigt sowie traditionelle Materialien und Verarbeitungsweisen zusammen mit hochtechnisierten Produkten kombiniert. Grosse Aufmerksamkeit erhielten die elektrobiologischen Einflüsse. Um eine Verzerrung des natürlichen Erdmagnetfeldes weitestgehend auszuschliessen, wurde erstmals im mehrgeschossigen Wohnungsbau ein Haus grösstenteils mit Glasfaserstäben armiert, welche zudem den Vorteil haben, Kriechströme nicht zu leiten. Auch die Erschliessung mit den haustechnischen Medien folgt mit der Anordnung „Rücken an Rücken“ elektrobiologischen Vorgaben. Das Haus wird mittels spezieller Gewebe in Fassadenputz und Dachaufbau gegen elektrische und magnetische Strahlungen von aussen geschützt. Die haustechnischen Versorgungsleitungen wurden gesammelt an einer Stelle angeordnet. Des Weiteren liegt die das Grundstück querende Wasserader durch die geschickte Grundrissanordnung praktisch nur unter dienenden Räumen. Die 15 Wohnungen erfüllen höchste bauökologische und elektrobiologische Anforderungen.

Das Projekt wird wissenschaftlich begleitet und evaluiert. Die Erkenntnisse sind von grosser Bedeutung, weil die Zunahme von Allergien und anderen Unverträglichkeiten auch in der breiten Bevölkerung dringend nach Antworten ruft. Die Kosten für dieses europaweit erstmalige Projekt sind wegen des Pilotcharakters, der Lage des Grundstücks, der speziellen Materialien und der intensiven Baubegleitung höher als für ein gewöhnliches Wohnhaus. Um zahlbare Wohnkosten zu erreichen und um die erwarteten Erkenntnisse zu gewinnen und auszuwerten, ist das Vorhaben auf Unterstützung angewiesen.

Die meisten MCS-Kranken können keiner geregelten Arbeit nachgehen und leben unter sehr prekären Umständen. Weil das Krankheitsbild in der Schweiz nicht anerkannt ist, gibt es keine erhärteten Zahlen zur Häufigkeit. Schätzungen sprechen von schweizweit 3% der Bevölkerung, welche leicht bis schwer betroffen sind. Wenn sie eine IV-Rente erhalten, dann oft mit psychisch begründeter Verfügung oder anderen Verlegenheitsbegründungen. Schwer Betroffene leben typischerweise zurückgezogen und vereinzelt.

Quellen/PDF

Quelle: Wohnbaugenossenschaft gesundes Wohnen MCS, www.gesundes-wohnen-mcs.ch