Ratgeber

Das Möbel kommt zuletzt

Oft wird im Hinblick auf Ökologie und Gesundheit grosses Augenmerk auf die Gebäudekonstruktion und das Raumklima gelegt. Dabei sollte auch die Innenausstattung und Möblierung auf die Nutzerbedürfnisse zugeschnitten und unter der Massgabe von wohngesunden Anforderungen konzipiert werden.

Öko Möbel /Biomöbel

Es ist ein wichtiges Ziel baubiologischer Planung und Bauausführung, Räume zu schaffen, in denen sich Menschen wohlfühlen und in ihrer gesundheitlichen Selbstbestimmung möglichst gering belastet werden. Hierzu werden Bauten in vielfältiger Weise durchdacht und allfällige Störeinflüsse von vornherein bewusst vermieden. Insbesondere betrifft dies folgende Faktoren:

  • Schaffung eines behaglichen Raumklimas
  • Optimale Belichtung mit Naturlicht
  • Reduktion von Elektrosmog im Gebäude
  • Vermeidung von schädlichen Ausdünstungen
  • Reduktion von Baufeuchte
  • Harmonische Einbildung in das Umfeld
  • Verwendung unbedenklicher Materialien

Vielfach endet der Bauauftrag mit der Übergabe der Gebäudehülle. Innenausbau und Möblierung übernehmen viele Bauherren in Eigenregie.

Bauen darf nichts kosten

Da vielfach übertriebene Raumwünsche zu teuren Gebäude führen, darf die Möblierung am Schluss nichts mehr kosten. Entscheidend ist nur noch das Design, die Zusammensetzung oder Praxistauglichkeit der Möbel gerät in den Hintergrund. An individuell gestaltete und auf die Architektur des Hauses abgestimmte Möblierung ist meist gar nicht zu denken. Die Bauherren gehen in ihrer finanziellen Not zu den marketingstarken Grossisten der Möbelmarktbranche und decken sich dort zu unschlagbar günstigen Preisen mit scheinbar schwedischem Design ein, das im Zeitalter der globalisierten Wirtschaft in Korea, China, Indien oder Südamerika gefertigt wurde.

Wenn das Möbel riecht, ist es zu spät

Ob das Möbel stechend nach Formaldehyddämpfen oder aggressiven Leimen riecht oder im Innenleben minderwertige Reststoffe verborgen hat, lässt sich der hochglanzpolierten und Lifestyle-kompatiblen Oberfläche nicht auf die Schnelle ansehen. Erst wenn der Lieferkarton geöffnet und das Möbel zusammengeschraubt wird, kommen die Zweifel. Wenn sich dann noch herausstellt, dass der Schrankboden bereits nach kurzer Zeit herausfällt und die Kunststoffumleimer sich ablösen, bleibt nur der Trost des vermeintlich günstigen Preises, während auf die Freude an einem funktionstauglichen Möbel verzichtet werden muss. Besonders fatal ist es aber wenn gerade im Kinderzimmer, in dem beim Bau auf ausdünstende Schadstoffe bewusst verzichtet wurde, durch die Möblierung Schadstoffe eingebracht werden, die das Immunsystem der Heranwachsende schädigen. Immerhin sind viele Pestizide in Teppichen, Holzwerkstoffen und Stoffen zugelassen, wenn in den Fabrikationsländern keine Verbote existieren. Die Betroffenen merken es dann erst zu spät.

Aus: Baubiologie 4/2011, Christian Kaiser, Dipl.-Ing. Architekt SIA / Baubiologie IBR/IBN

Quellen/PDF

Teaserbild: baufritz.ch